Varicella/Zoster-Immunglobulin
Varicella/Zoster-Immunglobulin: Ein wichtiger Baustein in der Infektionsprophylaxe
Was ist Varicella/Zoster-Immunglobulin?
Varicella/Zoster-Immunglobulin (VZIG) ist ein medizinisches Präparat, das spezifische Antikörper gegen das Varicella-Zoster-Virus (VZV) enthält. Dieses Virus verursacht zwei unterschiedliche Krankheitsbilder: Windpocken (Varizellen) bei Erstinfektion und Gürtelrose (Herpes Zoster) bei Reaktivierung des im Körper verbliebenen Virus. VZIG wird aus dem Plasma von Spendern gewonnen, die hohe Antikörpertiter gegen VZV aufweisen. Es wird eingesetzt, um die Schwere einer VZV-Infektion bei Personen zu verringern, die ein hohes Risiko für schwere Verläufe haben und die entweder keine Impfung erhalten können oder bei denen die Impfung nicht wirksam ist.
Indikationen: Wann wird VZIG eingesetzt?
VZIG wird primär zur Prophylaxe von Varizellen und Herpes Zoster bei immungeschwächten Personen eingesetzt. Dazu gehören beispielsweise Menschen mit Leukämie, solche, die eine Organtransplantation erhalten haben, oder Personen unter immunsuppressiver Therapie. Auch Neugeborene, deren Mütter kurz vor oder nach der Geburt an Varizellen erkrankt sind, sowie Frühgeborene können Kandidaten für eine VZIG-Prophylaxe sein. Des Weiteren kann es bei seronegativen Schwangeren zur Anwendung kommen, um das Risiko einer fetalen Varizellen-Infektion zu minimieren.
Verabreichung und Dosierung
Die Verabreichung von VZIG erfolgt in der Regel intramuskulär. Die Dosierung richtet sich nach dem Körpergewicht des Patienten bzw. der Patientin und dem Grund für die Anwendung. Es ist wichtig, dass VZIG so früh wie möglich nach dem Kontakt mit dem Varicella-Zoster-Virus verabreicht wird, idealerweise innerhalb von 96 Stunden, um die höchste Wirksamkeit zu erzielen. Die genaue Dosierung und die Notwendigkeit einer erneuten Verabreichung sollten von Ärztinnen und Ärzten oder Apothekerinnen und Apothekern festgelegt werden, die auf die individuelle Situation der Patienten und Patientinnen eingehen.
Mögliche Nebenwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen
Wie bei allen medizinischen Präparaten kann auch die Gabe von VZIG Nebenwirkungen hervorrufen. Häufige Nebenwirkungen sind Schmerzen an der Injektionsstelle, Kopfschmerzen und Müdigkeit. Seltenere Nebenwirkungen können allergische Reaktionen sein. Patientinnen und Patienten sollten nach der Verabreichung von VZIG für eine gewisse Zeit unter medizinischer Beobachtung bleiben, um mögliche allergische Reaktionen schnell behandeln zu können. Bei bekannten Allergien gegen Blutprodukte oder spezifische Immunglobuline sollte VZIG nicht verwendet werden.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
VZIG kann die Wirksamkeit von Lebendimpfstoffen, wie dem Varizellen-Impfstoff, beeinträchtigen. Es wird empfohlen, nach der Verabreichung von VZIG mindestens drei Monate zu warten, bevor ein Lebendimpfstoff gegeben wird. Patientinnen und Patienten oder deren Betreuungspersonen sollten Ärztinnen und Ärzte sowie Apothekerinnen und Apotheker über alle aktuellen Medikamente informieren, um mögliche Wechselwirkungen zu vermeiden.
Wichtige Hinweise für Patienten und Patientinnen
Personen, die VZIG erhalten, sollten über die Bedeutung der frühzeitigen Verabreichung, die möglichen Nebenwirkungen und die Notwendigkeit der Beobachtung nach der Injektion aufgeklärt werden. Sie sollten ebenfalls darüber informiert werden, dass VZIG keinen vollständigen Schutz vor einer Infektion mit dem Varicella-Zoster-Virus bietet und dass bei Auftreten von Symptomen umgehend medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden sollte. Die Kommunikation mit dem medizinischen Fachpersonal ist entscheidend, um den bestmöglichen Schutz und die effektivste Behandlung zu gewährleisten.