Alanylglutamin
Alanylglutamin: Ein dipeptidisches Nährstoffsupplement
Alanylglutamin, auch bekannt als Alanyl-Glutamin oder unter dem Handelsnamen Dipeptiven, ist ein dipeptidisches Aminosäurederivat, das aus den Aminosäuren Alanin und Glutamin besteht. Es wird in der medizinischen Praxis eingesetzt, um den Bedarf an diesen essentiellen Nährstoffen bei verschiedenen klinischen Zuständen zu decken. Dieses Dipeptid hat eine höhere Stabilität und Wasserlöslichkeit als freies Glutamin und wird daher oft als bevorzugte Quelle für Glutamin in parenteralen Ernährungslösungen verwendet.
Anwendungsgebiete von Alanylglutamin
Alanylglutamin wird in der klinischen Ernährung verwendet, um den Glutaminbedarf bei Patient*innen zu decken, die nicht in der Lage sind, ausreichende Mengen durch ihre Ernährung oder durch endogene Synthese zu erhalten. Die Hauptanwendungsgebiete umfassen:
- Kritische Krankheitszustände: Bei schwerkranken Patient*innen, insbesondere bei solchen mit Sepsis oder schweren Verbrennungen, kann die Glutaminversorgung kritisch sein, da Glutaminverbrauch und -bedarf in diesen Zuständen erhöht sind.
- Postoperative Erholung: Nach Operationen kann die Supplementierung mit Alanylglutamin die Erholungszeit verkürzen und das Immunsystem stärken.
- Intensive Trainingseinheiten: Bei Athlet*innen kann die Einnahme von Alanylglutamin zur Unterstützung der Erholung und zur Verbesserung der Immunfunktion beitragen.
- Malabsorptionssyndrome: Bei Erkrankungen, die die Nährstoffaufnahme beeinträchtigen, kann Alanylglutamin helfen, den Glutaminbedarf zu decken.
- Parenterale Ernährung: Patient*innen, die auf intravenöse Ernährung angewiesen sind, können von der Zugabe von Alanylglutamin zu ihren Ernährungslösungen profitieren, um eine ausreichende Versorgung mit Aminosäuren sicherzustellen.
Pharmakologische Eigenschaften und Wirkungsweise
Alanylglutamin ist ein stabiles Dipeptid, das im Körper rasch in seine Bestandteile Alanin und Glutamin aufgespalten wird. Glutamin ist eine bedingt essentielle Aminosäure, die eine Schlüsselrolle im Stickstofftransport, in der Synthese von Nukleotiden und als Energiequelle für Zellen spielt, insbesondere für Zellen des Immunsystems und des Darmepithels. Die Supplementierung mit Alanylglutamin kann somit folgende positive Effekte haben:
- Verbesserung der Darmintegrität: Glutamin ist ein wichtiger Nährstoff für die Enterocyten des Dünndarms und kann die Integrität der Darmschleimhaut unterstützen.
- Stärkung des Immunsystems: Glutamin dient als Energiequelle für Immunzellen und kann die Funktion des Immunsystems unterstützen.
- Reduktion von Infektionen und Komplikationen: Durch die Stärkung des Immunsystems und die Verbesserung der Darmgesundheit kann die Supplementierung mit Alanylglutamin das Risiko von Infektionen und anderen Komplikationen verringern.
- Unterstützung der Proteinsynthese: Alanin, als zweite Komponente des Dipeptids, ist ebenfalls an der Proteinsynthese beteiligt und kann zur Muskelregeneration und -erhaltung beitragen.
Verabreichung und Dosierung
Die Verabreichung von Alanylglutamin erfolgt in der Regel intravenös als Teil einer parenteralen Ernährungslösung. Die Dosierung ist individuell und hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Gesundheitszustand, dem Ernährungsstatus und dem Bedarf des/der Patient*in ab. Ärzt*innen und Apotheker*innen arbeiten eng zusammen, um die optimale Dosierung für jeden/jede einzelne/n Patient*in zu bestimmen und zu überwachen.
Mögliche Nebenwirkungen und Kontraindikationen
Alanylglutamin wird im Allgemeinen gut vertragen, jedoch können, wie bei jeder medizinischen Behandlung, Nebenwirkungen auftreten. Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören:
- Allergische Reaktionen: Selten können Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten.
- Gastrointestinale Beschwerden: Übelkeit oder Durchfall können in einigen Fällen vorkommen.
Kontraindikationen für die Verwendung von Alanylglutamin umfassen:
- Individuelle Unverträglichkeit: Bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber den Bestandteilen sollte Alanylglutamin nicht verwendet werden.
- Schwere Leber- oder Nierenfunktionsstörungen: Bei diesen Erkrankungen sollte die Anwendung von Alanylglutamin mit Vorsicht erfolgen und engmaschig überwacht werden.
Es ist wichtig, dass Patient*innen alle Nebenwirkungen und gesundheitlichen Veränderungen mit ihrem/r behandelnden Arzt/Ärztin oder Apotheker*in besprechen.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Alanylglutamin kann Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben. Daher sollten Patient*innen ihren Arzt oder Apotheker über alle Medikamente informieren, die sie einnehmen, einschließlich rezeptfreier Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel und pflanzliche Produkte. Ärzt*innen und Apotheker*innen können so das Risiko von Wechselwirkungen bewerten und gegebenenfalls die Behandlung anpassen.