Tollwut-Immunglobulin
Die Rolle von Tollwut-Immunglobulin in der Postexpositionsprophylaxe
Indikationen für die Anwendung von Tollwut-Immunglobulin
Tollwut-Immunglobulin (TIG) ist ein entscheidender Bestandteil der medizinischen Versorgung nach einem potenziellen Kontakt mit dem Tollwutvirus. Dieses spezifische Immunglobulin wird eingesetzt, um eine Infektion nach einer Exposition gegenüber tollwutverdächtigen Tieren zu verhindern. Die Hauptindikationen für die Verabreichung von TIG umfassen:
- Ungeklärte oder tiefe Bisswunden, insbesondere von wilden oder nicht geimpften Tieren.
- Kratzer oder Schleimhautkontakt mit Speichel von Tieren, die für Tollwut empfänglich sind.
- Exposition in Gebieten, in denen Tollwut endemisch ist, und ein hohes Risiko für nicht sichtbare Bisse besteht, wie bei Kindern oder Personen, die im Schlaf exponiert wurden.
Es ist wichtig, dass Patient*innen nach einem möglichen Kontakt mit dem Virus umgehend ärztlichen Rat einholen. Ärzt*innen und Apotheker*innen können eine fundierte Risikobewertung vornehmen und entscheiden, ob TIG notwendig ist.
Wirkmechanismus von Tollwut-Immunglobulin
Tollwut-Immunglobulin enthält Antikörper, die spezifisch gegen das Tollwutvirus gerichtet sind. Diese Antikörper werden von Spendern gewonnen, die gegen Tollwut geimpft wurden. Nach der Verabreichung binden die Antikörper im TIG an das Virus und neutralisieren es, bevor es sich im Körper ausbreiten und das Nervensystem angreifen kann. TIG bietet einen sofortigen, aber vorübergehenden Schutz (passive Immunität), während der Körper seine eigene aktive Immunantwort auf die gleichzeitig verabreichte Tollwutimpfung entwickelt.
Verabreichung und Dosierung
Die Verabreichung von Tollwut-Immunglobulin muss so schnell wie möglich nach der Exposition erfolgen, idealerweise innerhalb von 24 Stunden. Die Dosierung richtet sich nach dem Körpergewicht des Patienten oder der Patientin. TIG wird einmalig verabreicht und sollte direkt in und um die Wunde herum injiziert werden, um eine maximale Neutralisierung des Virus zu gewährleisten. Überschüssiges Immunglobulin kann intramuskulär an einer anderen Stelle als die Tollwutimpfung verabreicht werden. Die gleichzeitige Gabe einer Tollwutimpfung ist für eine vollständige Prophylaxe unerlässlich.
Mögliche Nebenwirkungen und Kontraindikationen
Wie bei allen medizinischen Behandlungen können bei der Anwendung von Tollwut-Immunglobulin Nebenwirkungen auftreten. Zu den häufigsten gehören Schmerzen und Schwellungen an der Injektionsstelle, Kopfschmerzen und leichte Fieberreaktionen. Schwere allergische Reaktionen sind selten, aber Patient*innen sollten über die Symptome einer solchen Reaktion aufgeklärt werden und wissen, wann sie medizinische Hilfe suchen sollten. Kontraindikationen für die Anwendung von TIG sind selten, aber Personen mit bekannten schweren Überempfindlichkeiten gegenüber Immunglobulinpräparaten sollten dies ihren Behandelnden mitteilen.
Interaktionen mit anderen Medikamenten und Impfstoffen
Tollwut-Immunglobulin kann die Wirksamkeit von Lebendimpfstoffen beeinträchtigen. Daher sollten Ärzt*innen und Apotheker*innen über alle kürzlich erhaltenen oder geplanten Impfungen informiert werden, um mögliche Wechselwirkungen zu vermeiden. Es ist ratsam, einen Abstand von mindestens vier Wochen zwischen der Verabreichung von TIG und bestimmten Lebendimpfstoffen einzuhalten.
Lagerung und Haltbarkeit
Tollwut-Immunglobulin sollte gemäß den Herstellerangaben gelagert werden, in der Regel bei kontrollierter Kühlschranktemperatur. Es sollte nicht eingefroren werden, da dies die Wirksamkeit des Produkts beeinträchtigen kann. Die Haltbarkeit ist auf dem Produktetikett angegeben und sollte beachtet werden, um sicherzustellen, dass das Immunglobulin voll wirksam ist, wenn es verwendet wird.
Wichtige Hinweise für Patient*innen
Patient*innen sollten darauf hingewiesen werden, dass die Behandlung mit Tollwut-Immunglobulin nur ein Teil der Postexpositionsprophylaxe ist. Die vollständige Behandlung umfasst auch eine Serie von Tollwutimpfungen. Es ist entscheidend, dass alle empfohlenen Dosen der Impfung erhalten werden, um einen langfristigen Schutz zu gewährleisten. Patient*innen sollten zudem ihre Behandelnden über alle bekannten Allergien oder vorherige Reaktionen auf Immunglobuline oder Impfstoffe informieren. Bei Fragen oder Bedenken ist es wichtig, dass sich Patient*innen an ihre Ärzt*innen oder Apotheker*innen wenden.