Aminocapronsaeure
Verständnis und Anwendung von Aminocapronsäure
Grundlagen der Aminocapronsäure
Aminocapronsäure, auch bekannt als Epsilon-Aminocapronsäure oder EACA, ist eine synthetisch hergestellte Substanz, die in der Medizin als Antifibrinolytikum eingesetzt wird. Ihre chemische Struktur ähnelt der der Aminosäure Lysin. Aminocapronsäure wirkt, indem sie die Bindung von Plasminogen und Plasmin an Fibrin verhindert, was die Auflösung von Blutgerinnseln (Fibrinolyse) hemmt. Dies macht sie zu einem wichtigen Wirkstoff bei der Behandlung von Blutungen, die durch eine übermäßige Fibrinolyse verursacht werden.
Indikationen und therapeutische Anwendung
Die Aminocapronsäure wird vor allem in Situationen eingesetzt, in denen das Risiko für Blutungen erhöht ist oder wo Blutungen gestoppt werden müssen. Dazu gehören chirurgische Eingriffe, bei denen ein hohes Blutungsrisiko besteht, wie z.B. in der Herz- und Leberchirurgie, sowie bei Erkrankungen wie hereditären Blutungsstörungen (z.B. hereditäre Angioödeme). Auch bei Zahnextraktionen bei Patient*innen mit Hämophilie kann Aminocapronsäure verwendet werden, um Blutungen zu kontrollieren.
Pharmakologie und Wirkmechanismus
Aminocapronsäure wirkt als kompetitiver Inhibitor von Plasminogenaktivatoren und hemmt somit die Umwandlung von Plasminogen zu Plasmin. Plasmin ist ein Enzym, das für den Abbau von Fibrin verantwortlich ist, dem Hauptbestandteil von Blutgerinnseln. Durch die Hemmung dieses Prozesses unterstützt Aminocapronsäure die Stabilisierung von Blutgerinnseln und verhindert übermäßige Blutungen.
Dosierung und Verabreichung
Die Dosierung von Aminocapronsäure muss individuell angepasst werden und hängt von der spezifischen Indikation sowie dem Gewicht und dem Gesundheitszustand der Patient*innen ab. Sie kann oral oder intravenös verabreicht werden. Bei der oralen Einnahme ist es wichtig, dass die Patient*innen ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen, um die Substanz besser aufzunehmen und das Risiko für Nebenwirkungen zu reduzieren. Bei intravenöser Gabe sollte die Infusionsgeschwindigkeit sorgfältig kontrolliert werden.
Mögliche Nebenwirkungen und Kontraindikationen
Wie bei jedem Medikament kann auch die Einnahme von Aminocapronsäure Nebenwirkungen haben. Zu den häufigsten gehören Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und orthostatische Hypotonie (Blutdruckabfall beim Aufstehen). In seltenen Fällen können schwerwiegendere Nebenwirkungen wie Thrombosen, Myokardinfarkt oder zerebrale Ischämie auftreten. Kontraindikationen für die Anwendung von Aminocapronsäure sind unter anderem eine bekannte Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, disseminierte intravasale Koagulation (DIC) ohne gleichzeitige Fibrinolyse und schwere Niereninsuffizienz.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Die gleichzeitige Anwendung von Aminocapronsäure mit anderen Medikamenten, die das Blutgerinnungssystem beeinflussen, wie z.B. Antikoagulanzien oder Thrombolytika, kann das Blutungsrisiko oder das Risiko für Thrombosen erhöhen. Es ist wichtig, dass Ärzt*innen und Apotheker*innen über alle Medikamente, die Patient*innen einnehmen, informiert sind, um potenzielle Wechselwirkungen zu vermeiden.
Wichtige Hinweise für Patient*innen
Patient*innen, die Aminocapronsäure einnehmen, sollten regelmäßig ärztlich überwacht werden, um die Wirksamkeit und mögliche Nebenwirkungen des Medikaments zu überprüfen. Es ist wichtig, dass Patient*innen alle Anweisungen bezüglich Dosierung und Einnahme genau befolgen und keine Dosisänderungen ohne Rücksprache mit einem Arzt oder einer Apotheker*in vornehmen. Bei Auftreten von ungewöhnlichen Symptomen oder Nebenwirkungen sollten Patient*innen umgehend medizinische Hilfe in Anspruch nehmen.
Umgang mit Aminocapronsäure in der Schwangerschaft und Stillzeit
Die Sicherheit von Aminocapronsäure während der Schwangerschaft und Stillzeit ist nicht vollständig geklärt. Es sollte nur angewendet werden, wenn der Nutzen das potenzielle Risiko für den Fötus oder das gestillte Kind überwiegt. Schwangere oder stillende Patient*innen sollten die Anwendung von Aminocapronsäure mit ihrem behandelnden Arzt oder ihrer Apotheker*in besprechen.