Desogestrel und Ethinylestradiol
Verständnis von Desogestrel und Ethinylestradiol in der klinischen Anwendung
Pharmakologische Grundlagen
Desogestrel und Ethinylestradiol sind synthetische Hormone, die in Kombination als orale Kontrazeptiva, umgangssprachlich als Antibabypille, eingesetzt werden. Desogestrel ist ein Gestagen, also ein synthetisches Progesteron-Derivat, während Ethinylestradiol ein Estrogen ist. Diese Hormone wirken zusammen, um den Eisprung (Ovulation) zu unterdrücken und somit eine Schwangerschaft zu verhindern. Sie verändern außerdem die Beschaffenheit des Zervixschleims, was das Eindringen von Spermien in die Gebärmutter erschwert, und beeinflussen das Endometrium (die Gebärmutterschleimhaut), sodass sich eine befruchtete Eizelle schwerer einnisten kann.
Indikationen und Einsatzgebiete
Die Hauptindikation für die Einnahme von Desogestrel und Ethinylestradiol ist die Kontrazeption. Darüber hinaus werden diese Hormone auch zur Behandlung von Menstruationsstörungen, wie z.B. starken oder unregelmäßigen Blutungen, sowie zur Linderung von Symptomen des prämenstruellen Syndroms (PMS) und bei Endometriose eingesetzt. In einigen Fällen kann die Kombination auch zur Behandlung von Akne oder Hirsutismus (vermehrter Haarwuchs) verschrieben werden.
Wirkmechanismus und Dosierung
Die Wirkung von Desogestrel und Ethinylestradiol basiert auf der Nachahmung der natürlichen Hormone Progesteron und Estrogen. Durch die tägliche Einnahme wird ein konstanter Hormonspiegel im Körper aufrechterhalten, der die Freisetzung von Gonadotropinen aus der Hirnanhangsdrüse hemmt und somit den Eisprung verhindert. Die Dosierung variiert je nach Präparat und sollte individuell von einer Ärztin oder einem Arzt festgelegt werden. Die Einnahme erfolgt in der Regel zyklisch mit einer 21-tägigen Einnahmeperiode gefolgt von einer siebentägigen Pause oder durchgehend ohne Pause, abhängig von der Verschreibung.
Mögliche Nebenwirkungen
Wie bei allen Medikamenten kann die Einnahme von Desogestrel und Ethinylestradiol Nebenwirkungen haben. Zu den häufigsten zählen Übelkeit, Kopfschmerzen, Brustspannen, Gewichtsveränderungen und Stimmungsschwankungen. Seltener können Blutdruckerhöhung, Thrombose und andere kardiovaskuläre Probleme auftreten. Es ist wichtig, dass Patientinnen vor Beginn der Einnahme eine umfassende medizinische Beratung erhalten und über Risikofaktoren wie Rauchen und Vorerkrankungen informiert werden. Bei Auftreten von ungewöhnlichen Symptomen sollte umgehend eine Ärztin oder ein Arzt oder eine Apothekerin oder ein Apotheker konsultiert werden.
Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen
Die Einnahme von Desogestrel und Ethinylestradiol ist nicht für jede Person geeignet. Kontraindikationen umfassen unter anderem Thrombose, bestimmte Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ungeklärte vaginale Blutungen und bestimmte Krebsarten. Auch bei Raucherinnen über 35 Jahren und bei Vorliegen einer schweren Lebererkrankung wird von der Einnahme abgeraten. Vor der Verschreibung wird in der Regel eine gründliche Anamnese durchgeführt, um mögliche Risiken zu identifizieren.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Desogestrel und Ethinylestradiol können Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten eingehen, was die Wirksamkeit der Kontrazeptiva beeinträchtigen kann. Dazu gehören bestimmte Antibiotika, Antiepileptika und pflanzliche Präparate wie Johanniskraut. Patientinnen sollten daher immer ihre Ärztin oder ihren Arzt sowie Apothekerinnen und Apotheker über alle eingenommenen Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel informieren.
Anwendung und Handhabung
Die korrekte Anwendung von Desogestrel und Ethinylestradiol ist entscheidend für die Wirksamkeit der Kontrazeption. Die Tabletten sollten täglich etwa zur gleichen Uhrzeit eingenommen werden. Bei Vergessen einer Dosis gibt es spezifische Anweisungen, wie zu verfahren ist, um den Schutz vor einer Schwangerschaft aufrechtzuerhalten. Diese Informationen sind im Beipackzettel detailliert beschrieben und können auch von einer Apothekerin oder einem Apotheker erläutert werden.
Überwachung und Nachsorge
Regelmäßige ärztliche Kontrollen sind wichtig, um die Verträglichkeit und Sicherheit der hormonellen Kontrazeption zu gewährleisten. Dazu gehören Blutdruckmessungen, Gewichtskontrollen und gegebenenfalls weitere Untersuchungen. Patientinnen sollten zudem über die Bedeutung von Selbstuntersuchungen der Brust und die Notwendigkeit regelmäßiger gynäkologischer Vorsorgeuntersuchungen aufgeklärt werden.
Information und Beratung
Umfassende Information und Beratung durch Ärztinnen und Ärzte sowie Apothekerinnen und Apotheker sind essenziell, um Patientinnen eine fundierte Entscheidung über die Anwendung von Desogestrel und Ethinylestradiol zu ermöglichen. Dabei sollten sowohl die Vorteile als auch die Risiken und möglichen Nebenwirkungen besprochen werden, um eine individuell angepasste Verhütungsmethode zu finden.