Norelgestromin und Ethinylestradiol
Verständnis von Norelgestromin und Ethinylestradiol in der klinischen Anwendung
Pharmakologische Grundlagen
Norelgestromin und Ethinylestradiol sind zwei Wirkstoffe, die in Kombination in bestimmten hormonellen Kontrazeptiva, wie dem Verhütungspflaster, verwendet werden. Norelgestromin ist ein Progestin, also ein synthetisches Gestagen, das in seiner Wirkung dem natürlichen Progesteron ähnelt. Ethinylestradiol ist ein synthetisches Derivat des Östrogens Estradiol. Diese Kombination imitiert den natürlichen Menstruationszyklus der Frau und bietet durch die Unterdrückung des Eisprungs (Ovulation) einen zuverlässigen Schutz vor einer Schwangerschaft.
Indikationen und therapeutische Anwendung
Die Hauptanwendung von Norelgestromin und Ethinylestradiol in Kombination ist die hormonelle Kontrazeption. Das Verhütungspflaster wird einmal wöchentlich auf die Haut aufgetragen und gibt kontinuierlich Hormone ab, die den Eisprung verhindern. Darüber hinaus kann die Kombination auch zur Regulierung von Menstruationsstörungen, zur Behandlung von Akne und zur Linderung von Symptomen des prämenstruellen Syndroms (PMS) eingesetzt werden.
Wirkmechanismus und Effektivität
Der Wirkmechanismus von Norelgestromin und Ethinylestradiol basiert auf der Unterdrückung der Freisetzung der Gonadotropine LH (Luteinisierendes Hormon) und FSH (Follikel-stimulierendes Hormon) durch die Hypophyse. Dies verhindert den Eisprung und führt zu einer Verdickung des Zervixschleims, was das Eindringen von Spermien in die Gebärmutter erschwert. Zusätzlich wird das Endometrium (die Gebärmutterschleimhaut) weniger aufnahmefähig für eine eventuell befruchtete Eizelle. Die Effektivität der Kontrazeption mit Norelgestromin und Ethinylestradiol ist sehr hoch, wenn das Pflaster korrekt angewendet wird.
Anwendungshinweise und Dosierung
Das Verhütungspflaster mit Norelgestromin und Ethinylestradiol wird einmal wöchentlich auf eine saubere, trockene und nicht behaarte Hautstelle aufgeklebt. Es sollte nicht auf die Brust aufgetragen werden und die Position des Pflasters sollte wöchentlich gewechselt werden, um Hautirritationen vorzubeugen. Nach drei aufeinanderfolgenden Wochen der Anwendung folgt eine pflasterfreie Woche, in der eine Entzugsblutung eintritt, ähnlich der Menstruation.
Mögliche Nebenwirkungen und Kontraindikationen
Wie alle Medikamente kann auch die Anwendung von Norelgestromin und Ethinylestradiol Nebenwirkungen haben. Zu den häufigsten gehören Brustspannen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Gewichtsveränderungen und Stimmungsschwankungen. Seltener können Thrombosen, Blutdruckerhöhung oder Leberfunktionsstörungen auftreten. Kontraindikationen umfassen unter anderem thromboembolische Erkrankungen, unkontrollierte Hypertonie, bestimmte Krebsarten und schwere Lebererkrankungen. Vor Beginn der Anwendung sollte eine umfassende medizinische Anamnese und Untersuchung erfolgen.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Bestimmte Medikamente und Substanzen können die Wirksamkeit von Norelgestromin und Ethinylestradiol beeinträchtigen. Dazu zählen unter anderem einige Antibiotika, Antiepileptika, Antimykotika und pflanzliche Präparate wie Johanniskraut. Es ist wichtig, dass Patientinnen ihre Ärzt*innen oder Apotheker*innen über alle eingenommenen Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel informieren.
Überwachung und Follow-up
Regelmäßige ärztliche Kontrollen sind wichtig, um die Verträglichkeit und Sicherheit der hormonellen Kontrazeption zu gewährleisten. Dazu gehören Blutdruckmessungen, Brustuntersuchungen und gegebenenfalls weitere diagnostische Maßnahmen. Patientinnen sollten ermutigt werden, jegliche Veränderungen ihres Gesundheitszustandes umgehend ihren Ärzt*innen oder Apotheker*innen zu melden.
Umgang mit vergessenen Anwendungen
Wenn das Aufkleben eines neuen Pflasters um mehr als 24 Stunden vergessen wird, kann dies die kontrazeptive Wirksamkeit verringern. In solchen Fällen sollten zusätzliche Verhütungsmethoden, wie Kondome, für die nächsten sieben Tage verwendet werden. Eine genaue Anleitung für solche Fälle ist in der Packungsbeilage enthalten und sollte sorgfältig befolgt werden.
Wichtige Hinweise für Patientinnen
Patientinnen sollten darüber aufgeklärt werden, dass Norelgestromin und Ethinylestradiol keinen Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen bieten. Zudem ist es wichtig, dass sie verstehen, wie das Verhütungspflaster korrekt angewendet wird und dass sie sich bei Fragen oder Unsicherheiten an ihre Ärzt*innen oder Apotheker*innen wenden.