Aminosäuren
Grundlagen der parenteralen Aminosäurenzufuhr
Die parenterale Ernährung ist eine Form der künstlichen Ernährung, die es ermöglicht, Nährstoffe unter Umgehung des Verdauungstraktes direkt in den Blutkreislauf zu verabreichen. Diese Methode wird angewendet, wenn eine orale oder enterale Nahrungsaufnahme nicht möglich oder unzureichend ist. Aminosäuren sind dabei ein wesentlicher Bestandteil der parenteralen Ernährungslösungen, da sie die Bausteine für die Proteinsynthese im Körper darstellen und somit für den Erhalt und die Reparatur von Körpergewebe unerlässlich sind.
Indikationen für parenterale Aminosäurenlösungen
Die Verwendung von Aminosäurenlösungen in der parenteralen Ernährung ist bei einer Vielzahl von klinischen Zuständen indiziert. Zu den häufigsten gehören:
- Schwere Malabsorptionssyndrome
- Kritische Krankheitszustände mit erhöhtem Nährstoffbedarf, wie Verbrennungen oder Traumata
- Postoperative Erholungsphasen, insbesondere nach großen chirurgischen Eingriffen
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen in akuten Phasen
- Bestimmte Stoffwechselerkrankungen
- Langzeitige Nahrungskarenz
Zusammensetzung und Bedeutung von Aminosäurenlösungen
Aminosäurenlösungen für die parenterale Ernährung enthalten ein ausgewogenes Spektrum essentieller und nicht-essentieller Aminosäuren. Essentielle Aminosäuren können vom menschlichen Körper nicht selbst hergestellt werden und müssen daher über die Nahrung zugeführt werden. Nicht-essentielle Aminosäuren kann der Körper in der Regel selbst synthetisieren, jedoch kann in bestimmten Krankheitszuständen die endogene Produktion nicht ausreichend sein. Die Zusammensetzung der Lösungen wird so gewählt, dass sie den individuellen Bedürfnissen der Patient*innen entspricht, wobei Faktoren wie Alter, Gewicht, Nierenfunktion und der spezifische Ernährungszustand berücksichtigt werden.
Verabreichung und Überwachung
Die Verabreichung von Aminosäurenlösungen erfolgt in der Regel intravenös, entweder über periphere Venen oder über zentralvenöse Katheter, abhängig von der Konzentration der Lösung und der Dauer der Therapie. Die Überwachung durch Ärzt*innen und Apotheker*innen ist entscheidend, um die Sicherheit der Patient*innen zu gewährleisten und Komplikationen zu vermeiden. Dazu gehören regelmäßige Blutuntersuchungen zur Überwachung der Elektrolyte, der Nierenfunktion und des Säure-Basen-Haushalts sowie die Anpassung der Ernährungslösung an die sich verändernden Bedürfnisse des Patienten.
Mögliche Komplikationen
Obwohl die parenterale Ernährung mit Aminosäurenlösungen lebensrettend sein kann, sind damit auch Risiken verbunden. Zu den möglichen Komplikationen zählen Infektionen an der Katheterstelle, metabolische Störungen wie Hyperglykämie oder Elektrolytungleichgewichte und Leberfunktionsstörungen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen dem medizinischen Personal und den Patient*innen sowie eine sorgfältige Überwachung können dazu beitragen, diese Risiken zu minimieren.
Interdisziplinäre Betreuung und Beratung
Die erfolgreiche Umsetzung der parenteralen Ernährung erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit. Ärzt*innen, Apotheker*innen, Ernährungsfachkräfte und Pflegepersonal arbeiten eng zusammen, um eine optimale Versorgung und Anpassung der Ernährungstherapie an die individuellen Bedürfnisse der Patient*innen zu gewährleisten. Apotheker*innen spielen eine entscheidende Rolle bei der Zubereitung und Überprüfung der Aminosäurenlösungen sowie bei der Beratung hinsichtlich möglicher Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.