Thiopental: Ein Barbiturat in der Anästhesie

Thiopental, auch bekannt als Thiopentone oder unter dem Markennamen Pentothal, ist ein Barbiturat, das vor allem in der Anästhesie eingesetzt wird. Es handelt sich um ein schnell wirkendes Mittel, das zur Einleitung einer Allgemeinanästhesie verwendet wird. Aufgrund seiner Eigenschaften und Wirkungsweise ist Thiopental ein wichtiger Bestandteil in der Anästhesiologie und wird auch in anderen medizinischen Bereichen eingesetzt.

Indikationen: Wann wird Thiopental angewendet?

Thiopental findet vornehmlich Verwendung in folgenden medizinischen Situationen:

• Einleitung der Anästhesie: Thiopental wird häufig genutzt, um eine schnelle Bewusstlosigkeit zu Beginn einer Operation zu erzielen.
• Status epilepticus: In Notfallsituationen kann Thiopental zur Kontrolle eines schweren, anhaltenden epileptischen Anfalls eingesetzt werden.
• Reduktion des intrakraniellen Drucks: Bei Patient*innen mit erhöhtem Druck im Schädelinneren, beispielsweise nach einem Schädel-Hirn-Trauma, kann Thiopental therapeutisch genutzt werden.
• Sedierung in der Intensivmedizin: Thiopental kann zur tiefen Sedierung von Patient*innen auf Intensivstationen verwendet werden, insbesondere wenn andere Sedativa nicht ausreichend wirksam sind.

Pharmakologie: Wie wirkt Thiopental?

Thiopental gehört zur Klasse der Barbiturate und wirkt als zentrales Nervensystem-Depressivum. Es erhöht die Aktivität des Neurotransmitters Gamma-Aminobuttersäure (GABA) an dessen Rezeptoren im Gehirn. GABA ist der wichtigste inhibitorische Neurotransmitter im zentralen Nervensystem und seine verstärkte Aktivität führt zu einer Dämpfung neuronaler Aktivität. Dies resultiert in einer raschen Bewusstlosigkeit und einer Verringerung der Gehirnaktivität, was für die Einleitung einer Anästhesie genutzt wird.

Anwendung und Dosierung

Die Anwendung und Dosierung von Thiopental muss individuell auf den Patienten bzw. die Patientin abgestimmt werden und erfolgt durch Fachpersonal im medizinischen Umfeld. Die Dosierung hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Alter, Gewicht, dem allgemeinen Gesundheitszustand der Person und der Art des chirurgischen Eingriffs. Thiopental wird in der Regel intravenös verabreicht, wobei die Wirkung fast unmittelbar eintritt. Die Substanz hat eine kurze Halbwertszeit, was bedeutet, dass sie relativ schnell vom Körper abgebaut wird.

Mögliche Nebenwirkungen und Risiken

Wie bei allen Medikamenten kann auch die Anwendung von Thiopental Nebenwirkungen mit sich bringen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören:

• Atemdepression oder Atemstillstand
• Blutdruckabfall
• Übelkeit und Erbrechen nach dem Aufwachen aus der Anästhesie
• Allergische Reaktionen
• Venenreizungen an der Injektionsstelle

Es ist wichtig, dass die Anwendung von Thiopental unter strenger medizinischer Überwachung erfolgt, um das Risiko von Komplikationen zu minimieren und um bei Bedarf sofort intervenieren zu können.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Thiopental sollte nicht angewendet werden bei:

• Überempfindlichkeit gegenüber Barbituraten
• Schweren Atemwegserkrankungen
• Porphyrie (eine Gruppe von seltenen genetischen Störungen des Hämoglobinstoffwechsels)
• Schwerer Leber- oder Nierenschädigung

Bei Patient*innen mit anderen Vorerkrankungen oder bei gleichzeitiger Einnahme anderer Medikamente müssen Ärzt*innen und Apotheker*innen eine sorgfältige Risiko-Nutzen-Abwägung vornehmen.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Thiopental kann Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten eingehen, was die Wirkung von Thiopental oder des anderen Medikaments beeinflussen kann. Zu den Medikamenten, die potenzielle Interaktionen aufweisen, gehören:

• Andere zentral dämpfende Mittel (z.B. Benzodiazepine, Opiate)
• Medikamente zur Behandlung von Epilepsie (Antiepileptika)
• Bestimmte Antibiotika und Antimykotika
• Blutverdünner (Antikoagulanzien)

Es ist daher unerlässlich, dass Ärzt*innen und Apotheker*innen über alle Medikamente, die ein*e Patient*in einnimmt, informiert sind, um mögliche Wechselwirkungen zu berücksichtigen.

Umgang mit Überdosierung

Im Falle einer Überdosierung von Thiopental ist sofortiges medizinisches Eingreifen erforderlich. Symptome einer Überdosierung können unter anderem schwere Atemdepression, Blutdruckabfall und Bewusstlosigkeit umfassen. In solchen Fällen ist eine intensivmedizinische Überwachung und Behandlung notwendig, um die Vitalfunktionen zu stabilisieren und zu unterstützen.

Wichtige Hinweise für Patient*innen

Patient*innen sollten vor der Anwendung von Thiopental über mögliche Risiken und Nebenwirkungen aufgeklärt werden. Zudem ist es wichtig, dass Patient*innen ihre vollständige medizinische Vorgeschichte, einschließlich aller Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel, die sie einnehmen, mit dem behandelnden medizinischen Personal teilen. Vor operativen Eingriffen sollten Patient*innen zudem Anweisungen bezüglich Nahrungsaufnahme und Medikamenteneinnahme befolgen, um das Risiko von Komplikationen zu minimieren.