Tollwut-Impfstoffe
Verständnis und Anwendung von Tollwut-Impfstoffen
Grundlagen der Tollwut und ihre Prävention
Tollwut ist eine virale Erkrankung, die durch das Rabiesvirus verursacht wird und sowohl Tiere als auch Menschen befallen kann. Die Übertragung erfolgt in der Regel durch den Biss eines infizierten Tieres, wobei Hunde weltweit die häufigsten Überträger sind. Das Virus befällt das zentrale Nervensystem und führt zu einer Enzephalitis, einer Entzündung des Gehirns, die unbehandelt fast immer tödlich endet. Symptome der Tollwut beim Menschen können Krämpfe, Lähmungen, Verwirrtheit und Aggressivität sein. Die Prävention der Tollwut ist daher von entscheidender Bedeutung und erfolgt primär durch die Impfung von Haustieren und gefährdeten Personen sowie durch die postexpositionelle Prophylaxe nach einem möglichen Kontakt mit dem Virus.
Indikationen für Tollwut-Impfstoffe
Tollwut-Impfstoffe werden in zwei Hauptkontexten eingesetzt: zur präexpositionellen Prophylaxe und zur postexpositionellen Prophylaxe. Die präexpositionelle Prophylaxe wird für Personen empfohlen, die ein erhöhtes Risiko einer Tollwutexposition haben, wie Tierärzt*innen, Laborpersonal, Höhlenforscher*innen und Reisende in Gebiete mit hoher Tollwutprävalenz. Die postexpositionelle Prophylaxe wird nach einem potenziellen Expositionsereignis, wie einem Tierbiss oder -kratzer, durchgeführt, insbesondere wenn das Tier tollwutverdächtig ist oder nicht getestet werden kann.
Typen von Tollwut-Impfstoffen
Moderne Tollwut-Impfstoffe sind inaktiviert, das heißt, sie enthalten abgetötete Rabiesviren, die das Immunsystem stimulieren, ohne die Krankheit zu verursachen. Es gibt verschiedene Arten von Tollwut-Impfstoffen, die auf unterschiedlichen Zellkulturen oder embryonierten Eiern hergestellt werden. Die am häufigsten verwendeten Zellkulturen sind humane diploide Zellkulturen (HDCV) und gereinigte Hühnerembryo-Zellkulturen (PCECV). Alle in der Europäischen Union und in Nordamerika zugelassenen Tollwut-Impfstoffe sind sicher und wirksam.
Impfschema und Verabreichung
Das Impfschema für Tollwut-Impfstoffe variiert je nach Anwendungszweck. Für die präexpositionelle Immunisierung werden in der Regel drei Dosen des Impfstoffs an den Tagen 0, 7 und 21 oder 28 verabreicht. Bei der postexpositionellen Prophylaxe hängt das Schema von der vorherigen Impfung des Patienten ab. Ungeimpfte Personen erhalten vier Dosen an den Tagen 0, 3, 7 und 14, während bereits geimpfte Personen nur zwei Dosen an den Tagen 0 und 3 benötigen. Die Impfung wird intramuskulär verabreicht, üblicherweise in den Oberarm. Bei Kindern unter zwei Jahren kann alternativ der Oberschenkel als Injektionsstelle dienen.
Wirksamkeit und Schutzdauer
Tollwut-Impfstoffe bieten einen hohen Schutz vor der Erkrankung. Nach der vollständigen präexpositionellen oder postexpositionellen Impfserie ist der Schutz nahezu 100%. Die Dauer des Impfschutzes nach der präexpositionellen Immunisierung hält mehrere Jahre an, jedoch wird für Personen mit anhaltendem Risiko eine Auffrischungsimpfung empfohlen. Die genauen Intervalle für Auffrischungsimpfungen sollten mit einem Arzt oder einer Apotheker*in besprochen werden.
Umgang mit Nebenwirkungen
Wie bei allen Impfstoffen können auch bei Tollwut-Impfstoffen Nebenwirkungen auftreten. Die häufigsten sind leichte Reaktionen an der Injektionsstelle wie Schmerzen, Rötung und Schwellung. Systemische Reaktionen wie Fieber, Kopfschmerzen und Unwohlsein sind seltener. Schwere allergische Reaktionen sind sehr selten, aber wie bei jeder Impfung sollte eine Überwachung nach der Verabreichung erfolgen, um sofortige medizinische Hilfe leisten zu können. Bei Fragen oder Bedenken bezüglich Nebenwirkungen sollten Patient*innen sich an ihren Arzt oder ihre Apotheker*in wenden.
Wichtige Hinweise für Reisende
Reisende in Gebiete mit hoher Tollwutprävalenz sollten sich über das Risiko einer Exposition informieren und eine präexpositionelle Impfung in Betracht ziehen. Zusätzlich ist es wichtig, Kontakt mit wilden oder unbekannten Tieren zu vermeiden und im Falle eines Bisses oder Kratzers sofort medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Reisende sollten sich vor der Abreise von einem Arzt oder einer Apotheker*in beraten lassen, um den besten Schutz zu gewährleisten.
Interaktion mit anderen Impfstoffen und Medikamenten
Tollwut-Impfstoffe können in der Regel sicher mit anderen Impfstoffen verabreicht werden. Es gibt keine bekannten schwerwiegenden Wechselwirkungen mit Medikamenten. Dennoch sollten Patient*innen ihren Impfstatus und die Einnahme aller Medikamente mit ihrem Arzt oder ihrer Apotheker*in besprechen, um individuelle Empfehlungen zu erhalten.